Gold legte gleich zum Jahresauftakt eine Rally auf den höchsten Stand seit Mitte September 2017 hin. Mehrere Faktoren dienten als Treiber: die unaufhörlichen Spannungen zwischen den USA und Nordkorea, Präsident Trumps Entscheid, Jerusalem als Hauptstadt Israels zu anerkennen und die Reaktionen darauf in der muslimischen Welt sowie die jüngste Politik- und Wirtschaftskrise im Iran. Diese verunsichernden Ereignisse veranlassten die Anleger, in den sicheren Goldhafen zu flüchten. In letzter Zeit erwies sich Gold als Schutz vor geopolitischen Turbulenzen leider als nicht sehr zuverlässig. Auch können wir nicht die Möglichkeit ausschliessen, dass vorgenannte Situationen zu handfesten Krisen ausarten werden.
Zusätzliche und wahrscheinlich eher gerechtfertigte Unterstützung für die Goldrally könnten der kürzliche Rückfall des US-Dollars auf seinen niedrigsten Stand in drei Monaten und die Abflachung der Renditekurve liefern.
Eigentümlicherweise setzte das Edelmetall schon Mitte Dezember zu seinem Aufstieg an. Die US-Notenbank hatte gerade ihre Zinsen zum dritten Mal angehoben und die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen näherten sich 2,50%. Dies signalisierte nicht nur eine weltweit fortlaufend synchrone Wachstumsentwicklung, sondern auch die Möglichkeit, dass das nun verabschiedete Steuergesetz Wirtschaft und Inflation in den kommenden Jahren Auftrieb verleihen könnte. Die anziehenden Renditen waren auch den Erwartungen einer höheren Verschuldung zuzuschreiben, die der Finanzierung der Steuerreform dienen und laut Congressional Budget Office in 2018 das Haushaltsdefizit von 3,5% auf 5,5% des BIP treiben könnten.
Das am Mittwoch veröffentlichte Protokoll der Notenbanksitzung vom 12.-13. Dezember bestätigte, dass die Mehrzahl ihrer Mitglieder der amerikanischen Wirtschaft weiterhin optimistisch gegenüber stehen und den Ansatz eines schrittweisen Ausbaus des Zielbands für die Zinsen befürworten. Gemäss Dot Plot sollte das Fed in diesem Jahr mit der Reduktion ihrer Bilanz fortfahren und drei weitere Zinserhöhungen vornehmen.
Einige Mitglieder drückten aber ihre Besorgnis über das Risiko eines schnelleren Vorgehens aus. Dazu gehörte auch ein möglicher übermässiger Inflationsdruck, falls die Wirtschaftsleistung aufgrund von steuerlichen Impulsen (die Steuerreform wird Konsum und Investitionsausgaben befeuern) oder noch akkommodierender Finanzierungsbedingungen ihr maximal nachhaltiges Niveau übersteigt.
Dementsprechend bleiben wir Gold gegenüber ausgesprochen vorsichtig, denn wir sind der Ansicht, dass vor allem der Zinserhöhungszyklus des Fed und dessen Auswirkungen auf den US-Dollar als wichtigster Katalysator fungieren wird. Derweil stärkten geopolitische Spannungen und die kürzlich schwächelnden Kryptowährungen die Rolle des Goldes als sichere Wertanlage zu der sich auch die traditionellen Goldkäufe für das chinesische Neujahr gesellen werden. Auf längere Sicht halten wir an unserer Überzeugung fest, dass sich sein Preis zwischen 1’100 und 1’350 US-Dollar bewegen und während mehreren Jahren begrenztes Potential aufweisen wird. Wir geniessen daher seinen Abstecher in höhere Gefilde solange er anhält.
Névine Pollini
Equity Analyst